Der Forschungsschwerpunkt Sozialisation bündelt theoretische und empirische Forschungen und Lehraktivitäten des Lehrstuhls für Sozialisation von Professor Dr. Matthias Grundmann.

Im Allgemeinen werden mit dem Begriff der Sozialisation sowohl Prozesse der Sozialintegration und der Persönlichkeitsgenese als auch Gestaltungsprozesse sozialer Lebensverhältnisse im und durch das Zusammenleben von Menschen umschrieben (Grundmann 2006). Die Sozialisationsforschung untersucht daher, wie sich im und durch das Zusammenleben von Menschen Persönlichkeiten als auch soziale Beziehungen ausbilden. Ein Desiderat der bisherigen Forschungen sind jedoch jene Prozesse, über die sich Sozialisation konkret als ein praktisches Miteinander Tun vollziehen und welche Einflüsse sozialisatorische Herstellungsprozesse im Einzelnen auf die Genese sozialer Beziehungen haben. An dieser Forschungslücke setzt der Forschungsschwerpunkt Sozialisation an.

Sozialisation als soziale Praxis

Sozialisation wird dem entsprechend als Vollzugswirklichkeit definiert, als ein individueller und zugleich kollektiver Gestaltungsprozess einer gemeinsam hervorgebrachten sozialen Wirklichkeit. Diese soziale Praxis des Miteinander-Werdens konstituiert sich in sozialisatorischen Interaktionen und bildet so gemeinschaftliche und gesellschaftliche Strukturen heraus. Im Verlauf von Gestaltungsprozessen spannt sich sowohl in den beteiligten Akteuren als auch zwischen den Akteuren eine soziokulturell gerahmte Wirklichkeit auf, durch die sie Persönlichkeitseigenschaften, Identitäten, Zugehörigkeiten, Vorstellungen und Werte ausbilden, an der sie ihr Handeln ausrichten und die sie befähigen und in die Lage versetzen, sich aktiv an der Gestaltung des Zusammenlebens zu beteiligen (Grundmann 2006). Dieser komplexe Prozess ist im folgenden Sozialisationsmodell von Matthias Grundmann graphisch dargestellt:

 

Abbildung: Allgemeines Modell von Sozialisation als soziale Praxis der Hervorbringung von Personalität und Sozialität